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| Thema: Geschichten aus Passara Di Okt 06, 2015 6:17 pm | |
| Sooo also... ich habe im Zuge einer Kopfentrümpelungsaktion ein schon länger geplantes Projekt angefangen: Kurzgeschichten über Drachen von hier. (Wo genau habe ich das nochmal ausgegraben? Ich hoffe mal nicht im abgelehnte-Ideen-Sektor...) Geschichte No. 1: Dämmermond und Seelenjunges.- "Der Geist einer unglaublichen Freundschaft hat dich gerettet":
(Unterlegt mit "Amaranth" von Nightwish)
Baptized with a perfect name, The doubting one by heart. Alone without himself.
„Passt auf mein Junges auf!“ Schön und gut, Nachtschimmer, aber wie das, wenn ihr Junges schon ohne Mühe den ganzen MeerClan in Atem hielt? Würde er es darauf anlegen, könnte er ganz einfach ausbüxen, und es blieb nur zu hoffen, dass er das nicht wusste. Nun, zum Glück war Dämmermond schon längst zu alt, um als Wache für ein hyperaktives Drachenjunge eingesetzt zu werden, selbst wenn er sich gerne um den Kleinen kümmerte. Seelenjunges. Ein wunderschöner Name, wie er fand, und er passte perfekt zu dem weißen Wolfsdrachen. Und dennoch – Dämmermond bezweifelte irgendwie, dass er ihn bis zu seiner Aufnahme in den Rang des Kriegers tragen würde. Der alte Drache hatte das im Gefühl; und hatte er nicht selbst einmal Winterjunges geheißen? Kaum ein Drache änderte seinen Namen einfach so, doch er selbst hatte den Grund vergessen, schon lange. Er konnte nur noch ahnen, dass es etwas mit einem anderen Drachen zu tun gehabt hatte, der ihm nahe stand. „Dämmermond! Hast du Seelenjunges gesehen?“ Dämmermond hob langsam den Kopf, als seine ehemalige Schülerin Schaumkrone neben ihm auf dem flachen Felsen landete. Sie gehörte zu den Drachen, die ihre Geburtsnamen noch trugen. „Nein, habe ich nicht. Solltest du nicht gerade mit ihm spielen?“, antwortete er nach langer Bedenkzeit. Ach ja, er wurde alt. „Ja, ich weiß, aber ich habe mich nur kurz umgedreht und schon war er weg! Und niemand hat ihn gesehen! Taifunjäger schickt schon Suchtrupps aus, das ist alles meine Schuld!“, jammerte die blaue Drachin mit dem goldenen Kamm. Dämmermond breitete freundschaftlich einen Flügel über ihrem Rücken aus. „Keine Sorge, sie finden ihn schon. Erinnerst du dich noch, als du mit deinen Baugefährten ausgerissen bist? Wir haben euch an den Klippen gefunden, umringt von den völlig hysterischen Dorfbewohnern! Jedes Junge braucht ein Abenteuer.“ Nun kicherte Schaumkrone. „Okay, wenn du das sagst. Was hast du denn gemacht, Dämmermond?“ „Du, das weiß ich nicht mehr. Aber willst du hören, was Taifunjäger alles angestellt hat, als er noch jung war?“, bot Dämmermond ihr an, um sie abzulenken. Auch sich selbst musste er ablenken; allein die Vorstellung, dass das arme Drachenjunge nun allein in der aufkommenden Nacht herumirrte...
War between him and the day, Need someone to blame. In the end, little he can do alone.
„Schaumkrone, das war wirklich unverantwortlich von dir! Seelenjunges ist weg, weil du nicht auf ihn aufgepasst hast! Weißt du, was wir von ihm noch gefunden haben? Ein paar Federn, mehr nicht! Was ist, wenn ihm was passiert? Wie würdest du das Nachtschimmer beibringen, hä?“ „Jetzt ist aber gut!“, unterbrach Dämmermond Rosenkralles Schimpftirade, „Schaumkrone macht sich selbst schon genug fertig deswegen, du musst ihr nicht auch noch Vorwürfe machen!“ Mit einem Flügel trennte er den purpurfarbenen Drachen, dessen Name übrigens auch ein geänderter war, und die niedergeschlagene Blaue von einander. Niemand außer ihm hackte auf seiner Schülerin herum! Wenn Rosenkralle jemanden zum Tadeln brauchte, sollte er sich an jemand anderen wenden! „Rosenkralle, das ist wirklich nicht fair von dir!“, imitierte er den Ton des jüngeren Drachen, was einige der Zuschauer zum Lachen brachte, „Seelenjunges ist weggelaufen, weil ihn langweilig war! Weißt du noch, was du als Junges angestellt hast? Du bist fast ertrunken bei dem Versuch, einen Hai zu jagen! Zu allem Überfluss hätte dich fast ein Wal verschluckt! Natürlich verliert Seelenjunges Federn, schließlich mausert er gerade, ne?“ Dämmermond nahm nun einen versöhnlichen Ton an. „Ihm wird nichts passiert sein, schließlich ist er schlau. Und was ihn nicht umbringt, macht ihn nur stärker.“ Rosenkralle schnaubte, gab sich aber geschlagen. Dämmermond beobachtete, wie er weg flog, dann setzte er sich zu Schaumkrone. „Keine Sorge, es ist nicht deine Schuld, wirklich.“
You believe but what you see, You receive but what you give.
„Doooch!“, heulte die junge Drachin, „Es ist alles meine Schuld! Guck mal hier-“ Sie warf ihre Vorderbeine in die Luft und ließ so Seelenjunges‘ Federn, die ihr Rosenkralle gegeben hatte, durch die Luft flattern. „Da klebt Blut dran! Irgendwer hat ihn bestimmt schon gefressen!“ „Ach was, du hast doch gesehen, dass Seelenjunges unglaublich schnell ist! Glaub doch wenigstens daran.“, fauchte Dämmermond und schnippte mit seinem Schweif gegen ihre Vorderkrallen, die sich wieder um einige Federn schlossen. Er selbst glaubte fest an das Junge. Nicht, dass er ihm damit helfen könnte, doch zumindest er selbst fühlte sich viel besser.
Caress the one, the Never-Fading Rain in your heart: The tears of snow-white sorrow. Caress the one, the hiding amaranth, In a land of the daybreak.
„Glaubst du immer noch, dass wir ihn finden?“ Müde von dem langen Flug in der Eiseskälte des plötzlich eingebrochenen Winters drehte Dämmermond seinen Kopf sehr langsam in die Richtung von Schaumkrone. „Aber natürlich.“, versicherte er ihr mit einem Lächeln, „Und wir haben ja auch den WaldClan und den WolkenClan um ihre Mithilfe gebeten. Wir werden Seelenjunges finden.“ „Ja aber... was, wenn er doch schon tot ist?“, schluchzte die blaue Drachin. „Immerhin ist er seit fast einem halben Mondzyklus verschwunden. Dämmermond, bestimmt ist er erfroren!“ „Ach was!“, brauste der alte Drache auf. „Er ist ein Wolfsdrache, die haben viel zu dickes Fell, um zu erfrieren. Im Gegensatz zu mir.“ Er drehte sich in der Luft, um den Schnee, der sich auf seinem Rücken abgelagert hatte, abzuschütteln. „Brrr! Lass uns zurückfliegen, ja?“ „Ich will noch weiter suchen. Nur ein Bisschen.“, erklärte Schaumkrone in entschuldigendem Ton. Dämmermond nickte und drehte ab. „Aber nicht zu lange. Bis gleich!“
Apart from the wandering pack, In this brief flight of time we reach For the ones, whoever dare.
„Sie ist nicht zurück gekommen?!“ Mit weit offenem Maul starrte Dämmermond Taifunjäger entgeistert an. Dieser wedelte grinsend mit einer Tatze vor seinen Augen umher. „Mach das zu, es zieht!“ Gehorsam klappte der alte Drache sein Maul zu. Taifunjäger war auch ein Namenswechsel-Drache, wobei die Umstände seines Wechsels sich von denen von Dämmermonds Wechsel vermutlich unterschieden: Er war einmal einen Taifun bis ganz an die Spitze geschwommen! Dämmermond erinnerte sich noch lebhaft daran, als Junges hatte er sich in die Nähe des Kampfes geschlichen, bei dem dies passierte, und alles mitangesehen. Das war wirklich beeindruckend gewesen! Wenn er nur noch wüsste, wer damals bei ihm gewesen war... Entschlossen schwang er seinen Kopf mehrfach hin und her. „Sag das nochmal.“, forderte er vom Anführer des MeerClans. „Mach das zu, es zieht.“, erwiderte dieser ungerührt. Dämmermond schüttelte erneut den Kopf. „Nein, das vorher. Das mit Schaumkrone.“ „Sie ist noch nicht wieder da.“ Taifunjäger stupste ihn an. „Und ich will, dass du sie suchen gehst.“ „Klar.“, nickte Dämmermond und schwang sich sofort in die Luft. Er flog wesentlich schneller als sonst, angetrieben von der Sorge um die junge Drachin, die doch so ein Dummkopf war. Ein Möwenhirn! Dumm wie ein Stein!, schimpfte er innerlich, während er lauthals ihren Namen brüllte. Er nahm kaum wahr, dass Rosenkralle ihm folgte, und auch nicht, dass er ihn um Meilen abhängte, als er inmitten der eingeschneiten Ebene einen blauen Fleck mit einer goldenen Linie erkannte. „Du Vollidiotin!!!“, brüllte er seine angestaute Wut hinaus, bevor er neben Schaumkrone landete, selbst wenn er auch so wusste, dass sie keineswegs bei Bewusstsein und vielleicht nicht einmal mehr am Leben sein konnte. „Wie kannst du es wagen, so einen Drachenmist zu bauen?! Nur weil Seelenjunges weggerannt ist. Er hätte auch jedem anderen Drachen weglaufen können! Dass es dir passiert ist, gibt dir nicht das Recht, dich umzubringen!“, schimpfte er weiter. In diesem Moment hasste er den kleinen Drachen wirklich für das, was Schaumkrone seinetwegen tat. Er würde sie wirklich im Auge behalten müssen, in der nächsten Zeit...
You believe but what you see, You receive but what you give.
„Schaumkrone!!! Dämmermond, lebt sie noch?! Bitte sag nicht nein!“, japste Rosenkralle, als er endlich neben dem älteren Drachen landete. „Ja, die Idiotin lebt noch, wie du wohl siehst.“, antwortete der Angesprochene ungehalten, „NOCH will ich betonen. Also komm, hilf mir mal.“ Zu zweit trugen sie die Bewusstlose ins Lager zurück, wo sie sofort in die Heilerhöhle verfrachtet wurde. Während er trübsinnig auf seinem Fels lag und auf eine Einschätzung von Funkelschwinge wartete, fasste Dämmermond einen Entschluss: Er würde Seelenjunges oder das, was von ihm übrig war, finden. Und das, wenn irgendwie möglich, bevor Schaumkrone wieder aufwachte.
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„Wir halten nun Totenwache für Seelenjunges, der viel zu früh von uns ging. Er wäre ein wunderbarer Krieger geworden, doch leider entschieden die Drachengeister, ihn schon jetzt zu sich zu nehmen.“ Dämmermond schloss die Augen und dachte, wie das Ritual es verlangte, ganz fest an den kleinen Wildfang, den er sehr mochte, weil er lustig war, und gleichzeitig auch hasste, weil Schaumkrone wegen ihm beinahe erfroren wäre. Taifunjäger hatte ihm zugestimmt, als er ihm den Vorschlag unterbreitet hatte, noch bis Vollmond nach ihm zu suchen und ihn, wenn sie ihn nicht fanden, als tot zu erklären – immerhin fand auch er es nicht sonderlich prickelnd, was Schaumkrone geschehen war, und teilte Dämmermonds Bedenken, beim nächsten Mal könnte es zu spät sein. Es war eine bewölkte Vollmondnacht, in der sie nun also für den jungen Wolfsdrachen Totenwache hielten, und das tat der alte Drache, auch wenn es ihn beschämte, mit gemischten Gefühlen: Einerseits war er natürlich traurig, und es tat ihm leid, dass für den Kleinen endgültig keine Hoffnung mehr bestand, doch auf der anderen Seite war er einfach nur erleichtert, dass die Suche jetzt ein Ende hatte. Und auch die Gefahr für Schaumkrone, fügte er seinem Gedankengang mit einem Seitenblick auf die blaue Drachin hinzu. Unter ihrem tief gesenkten Kopf hatte sich bereits eine gefrorene Pfütze von Tränen gebildet, die sie nicht einmal, wie beim Tod ihrer Eltern, zu verstecken versuchte. Seelenjunges hatte sie wirklich lieb gewonnen, und Dämmermond bezweifelte, dass sie jemals wieder ohne Schuldgefühle leben könnte, aber immerhin würde sie leben. Dafür hatte er gesorgt.
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Plötzlich, mitten in der Nacht – es mochte gerade Mitternacht sein – riss die Wolkendecke auf und ein einzelner Mondstrahl fiel genau auf Dämmermond Nase, der erschrocken zurück zuckte. Doch als er seinen Kopf hob, sah er, dass auch seine Clankameraden plötzlich von Mondlicht gesprenkelt wurden. Immer heller strahlte das Licht und immer mehr verzogen sich die Wolken, bis schließlich das ganze Lager des MeerClans in helles Licht getaucht war. Und inmitten des Lichtes tauchte eine schwarze Wolfsdrachin auf, die auf den Wellen lief. „Nachtschimmer!“, rief ein Drache. Dämmermond erkannte die Stimme als seine Eigene. Die schwarze Drachin drehte den Kopf zu ihm und nickte lächelnd. Dann sah sie sich weiter im Lager um, bis ihr Blick an Schaumkrone hängen blieb. Auch ihr nickte sie zu, dann senkte sie den Kopf und legte etwas auf die Wellen. Und sie verschwand. Neugierig schwamm Dämmermond an das Etwas heran, das Nachtschimmer abgelegt hatte, und erkannte es als eine Blume, ein Tausendschönchen. Während er sein gemartertes Hirn durchforstete, nach irgendetwas, auf das dies ein Hinweis sein könnte, schwamm auch Taifunjäger näher. „Oh, wie hübsch. Aber nicht so hübsch wie eine Muschel.“, kommentierte er, gerade als es in Dämmermonds Kopf beinahe hörbar klick machte. „Sagt dir das nichts, Taifunjäger?“, fragte er den etwas älteren Drachen eindringlich, der jedoch den Kopf schüttelte. „Nein, was sollte es mir sagen?“ „Wo Seelenjunges ist.“ Dämmermond hörte Schaumkrone erschrocken nach Luft schnappen, kümmerte sich jedoch nicht weiter darum. Er würde den jungen Drachen finden, dazu hatte er sich entschlossen. Und wenn es das Letzte war, was er tat, er musste an den Ort fliegen, von dem die Blume stammte. In das Land des Tagesanfangs. Nach Amaranth Hill.
Reaching, searching for something untouched. Hearing voices of the Never-Fading calling. Calling, Calling.
„Leb wohl, Schaumkrone.“, flüsterte Dämmermond seiner ehemaligen Schülerin zu, bevor er sich die Blume krallte und mit mächtigen Flügelschlägen in den Himmel aufstieg. Die erschrockenen Schreie seiner Clan-Kameraden ignorierte er, genauso auch die späteren Rufe nach ihm. Er flog lange, ganze drei Tage und zwei Nächte, und das am Stück. Doch er wusste, er musste das schaffen, ansonsten würde er den Weg nicht mehr finden. Und wenn er den Weg nicht fand, fand er auch Seelenjunges nicht. Aber zum Glück war er zäh, und er fand den Weg. Genau wie damals, als er das erste Mal dort gewesen war, waren die Hügel des Hügellandes weiß von Tausendschönchen, die nie verblühten. Ganz dunkel erinnerte Dämmermond sich noch daran, wie sein ehemaliger Mentor, Loderschuppe, ihm diesen Platz gezeigt hatte, den er... wie war das nur gewesen? Hatte Loderschuppe Amaranth Hill entdeckt? Ja, so war es gewesen, glaubte der alte Drache. Dann war es auch kein Wunder, dass Taifunjäger nicht gewusst hatte, wovon er sprach. Ganz sanft, wenngleich jeder seiner Muskeln protestierte, landete Dämmermond inmitten der weißen Wiese. Unter seiner linken Vordertatze quiekte etwas protestierend. Als es sich aufrappelte, erkannte er auch, was es war: Seelenjunges! Dämmermond hatte Seelenjunges tatsächlich gefunden!
Caress the one, the Never-Fading Rain in your heart: The tears of snow-white sorrow. Caress the one, the hiding amaranth, In a land of the daybreak.
„Gut, das wird ein ganz schöner Flug, Kleiner. Bist du bereit?“ „Klar.“, antwortete Seelenjunges knapp. Dämmermond hatte sich ja schon irgendwie gewundert, was aus dem ehemals so aufgedrehten Jungen geworden war, aber es war dann doch nicht soooo schlecht, dass es so nicht hätte bleiben können. Ehrlich gesagt, gefiel ihm der Kleine so viel besser. Zu zweit machten sie sich nun, zwei Tage später, endlich auf den Rückflug. Dämmermond wäre gern noch länger geblieben, aber das konnte er dem Clan und Seelenjunges ja nicht zumuten. Doch kaum, dass sie Amaranth Hill verlassen hatten, gelangten die beiden Drachen in einen Schneesturm. „Lande!!!“, brüllte Dämmermond gegen den pfeifenden Wind, und Seelenjunges steuerte mehr schlecht als recht, aber immerhin überhaupt, den Boden an. Oder steuerte er noch höher? Der alte Drache wusste es nicht mehr, zu oft schon hatte der Wind ihn herum gewirbelt und zu oft schon war etwas gegen seinen Kopf gestoßen. Nach einem letzten verzweifelten Flügelschlag, der den Wolfsdrachen endgültig aus seinem Blickfeld verschwinden ließ, ergab sich Dämmermond dem Wind. Es lohnte sich nicht mehr, dagegen zu kämpfen. Er spürte kaum mehr, wie er auf den Boden aufschlug und weiße Blüten, Gras und Erde zerdrückte...
Caress the one. The Rain. Day-Break!
„Wow, ist Haifischfeder nicht mega-mutig?“ Der nachtblaue Drache neben Winterjunges flippte fast aus vor Begeisterung. „Er springt in einen Tornado! In eine wirbelnde Falle des Todes!!! COOOOOL!“ „Ja, halb so laut, Wolkenjunges. Wenn die uns entdecken! Wir kriegen so Ärger!“, gab der schon damals besonnene junge Drache zu Bedenken. „Spießer!“, schmollte dein Freund, stieß ihn aber gleich wieder spielerisch an. „Wenn ich einmal Krieger bin, werde ich genau so gut wie Haifischfeder!“ Wolkenjnges brachte sich in eine heroische Pose und tat, als würde er einen lauten Kampfschrei ausstoßen. Winterjunges sprang auf seinen Rücken und klatschte seine breiten Flügel über beiden zusammen. „Du kannst ja gern so stark wie Haifischfeder werden, aber ich werde besser!“, behauptete er. Wolkenjunges überlegte einen Moment, bis er beschloss: „Okay, aber egal, was passiert, wir bleiben beste Freunde!“ Winterjunges nickte. „Klar doch!“
„Wohin fliegen wir, Loderschuppe?“, fragte Wintermond seinen feuerfarbenen Mentor. „Wir fliegen an einen Ort aus den Sagen!“, erklärte dieser in verträumtem Ton, „Ins Land des Tagesanfangs. Das ist deine Abschlussprüfung, mein Kleiner.“ „Echt jetzt?“, fragte der ‚Kleine‘ begeistert nach und drehte Salto um Salto in der Luft. Der ältere Drache schüttelte jedoch grinsend den Kopf. „Nicht unbedingt, kommt drauf an, ob wir da was finden, was dem Clan nutzt. Aber ich habe daran keinen Zweifel.“
„Loderschuppe, Loderschuppe, ich hab was gefunden!!!“, jaulte Wintermond laut, während er auf seinen Mentor zu spurtete. Dieser hob, verträumt, wie er war, den Kopf langsam aus den Tausendschönchen, die überall wuchsen, und folgte dem Jungdrachen zu einem blaugrauen Häufchen ein Stück entfernt. „Oha, das ist ein Drachenkind!!!“, erkannte er schnell. „Wir können es mit heim nehmen, damit dürften wir tatsächlich etwas gefunden haben, was den Clan interessiert. Wie willst du es nennen?“ „Ich?“, fragte Wintermond überrascht. „Ja du. Du hast es gefunden.“, bestätigte Loderschuppe mit einem Gähnen. „Okay dann,“, beschloss der Weißgraue, „Dämmerjunges.“ „So sei es.“, gähnte Loderschuppe erneut, „Und jetzt schwöre, dass du keinem erzählst, wo Amaranth Hill liegt. Ist unser Geheimnis, kay?“ „Okay geschworen, bei Dämmerjunges!“, nickte Wintermond eifrig. Der rote Drache hob skeptisch eine Augenbraue. „Dein Ernst?“ „Jawohl, mein Ernst.“ „Okay, wie du meinst...“
„Hey, das ist unfair, Wintermond. Du bist doch viel größer als ich!“, protestierte die kleine, blaugraue Drachin vor Wintermonds Nase. Er lachte, tief und kehlig. „Ja, aber ich bin kein guter Flieger, Dämmerjunges. Warte nur – ehe du dich‘s versiehst, kannst du deinen großen Bruder ohne Weiteres einholen.“ Dämmerjunges schniefte. „Versprochen?“ „Klar, versprochen.“
„Hey, Wintermond, du bist voll langsam!“, lachte Dämmerschuppe. Wintermond schloss keuchend zu ihr auf. „Klar. Habe ich dir doch gesagt.“ „Wann denn?“, fragte die immer noch kleinere Drachin irritiert. Ihre Augen funkelten hellblau, skeptisch, zu ihrem ‚großen Bruder‘ hinauf. „Als du noch ein Junges warst. Erinnerst du dich daran nicht mehr?“ „Nee.“, gab Dämmerschuppe zu. In ihren Augen leuchtete nun entschuldigendes Dunkelgrün. „Ach, egal, war ja auch nicht so wichtig.“, winkte der hellgraue Drache ab, „Jetzt lass uns lieber jagen, okay? Du hast doch auch Hunger.“ „Nee.“, erwiderte die Blaugraue abermals. „Komisch, bevor wir losgeflogen sind, hatte ich noch welchen...“ Angestrengt überlegte sie und ließ dadurch ihre Augen in Orange Funkeln. Wintermond liebte das Farbenspiel in ihren Augen. Kein Drache, den er kannte, hatte das. Es machte Dämmerschuppe zu etwas ganz Besonderem. „Nicht schlimm, dann fange ich mir etwas und du wartest hier.“, lächelte der weißgraue Drache. Die Blaugraue nickte und ließ sich auf einen Ast sinken, sodass sie ihn beobachten konnte. Kämpfen konnte die junge Schülerin schon wie keine Andere, nur mit dem Jagen haperte es noch etwas. Okay, es haperte ziemlich, aber das war doch nicht so wichtig.
„Boah ist das gruselig, wie in letzter Zeit immer Drachen verschwinden!“, hörte Wintermond einen jungen Drachen namens Spiegelteich sagen, als er ins Lager einbog. Der schwarze Drache, dessen Schuppen bei näherer Betrachtung ein beeindruckendes dunkelblaues Farbenspiel aufwiesen, saß mit Wintermonds besten Freund Wolkenschatten, seiner ‚Schwester‘ Dämmerschuppe und zwei anderen Schülern, Blattwind und Purpurfeder, auf einer Anhöhe. Der grau-weiße Drache landete neben ihnen. „Oh, hy. Wie war dein Rundflug?“, begrüßte ihn Dämmerschuppe freudig. Auch Wolkenschatten lächelte, die Schüler hingegen sahen eher erschrocken drein, denn gegen den bewölkten Himmel war es wirklich schwer, ihn anfliegen zu sehen. Eine der wenigen Tatsachen, die ihn für sein lächerlich helles Schuppenkleid entschädigten. „Ganz nett, danke.“, erwiderte Wintermond und stupste Spiegelteich mit einer Kralle auf die Nase. „Du, besonders komisch ist ja, dass es nur ältere Drachen sind, die verschwinden. Taifunjäger hat mir kürzlich ein Gerücht erzählt, nach dem Mohnblut sie verschwinden lässt, jetzt, wo der Schneefall kurz bevor steht. Irgendwas von besserer Versorgung hat er gesagt, aber ich hab‘s nicht kapiert und eh nicht zugehört.“ Mohnblut war der Anführer des MeerClans. Allerdings hatte er irgendwie... einen Vogel. Und das sogar fast wortwörtlich, zumindest hatte er diese kleine, schwarze Wolfsdrachin, die ihm andauernd hinterher flog. Federn hatte sie schon mal, fehlte nur noch der Schnabel und... na gut, so ähnlich war sie einem Vogel dann auch nicht, aber hey, welcher Drache hatte denn schon Federn? Jedenfalls, zurück zum Thema: Mohnblut hatte auf jeden Fall einen Schmiss. Jeder traute ihm zu, diese Drachen zu töten, aber keiner wollte es ihm vorhalten. „Das ist gemein, dass du ihm nicht zuhörst. Der arme Taifunjäger. Dabei ist er so schlau, im Gegensatz zu dir!“, schimpfte Dämmerschuppe, mit einem beleidigten Gelb in den Augen. Wintermond lachte nur. „Ja, aber irgendwie finde ich die Theorie gerade auch gar nicht so falsch. Ich hoffe nur, Loderschuppe verschwindet nicht auch. Ich würde den alten Isegrim vermissen.“ Loderschuppe war nunmehr der älteste Drache im ganzen Clan, und für Wintermond der Vater, der seiner nicht gewesen war. Sein Vater war ebenfalls verschwunden, als einer der ersten Drachen, doch er hatte nicht wirklich getrauert. Um ihn nicht.
„Du Wintermond, ich muss dir etwas sagen.“ Erstaunt blickte der weiße Drache seinen besten Freund an. „Ich wusste es, Wolkenschatten, dich hat‘s erwischt!“, lachte er dann und gab dem Schwarzen einen freundschaftlichen Klaps auf den Hals. „Und, wer ist die Glückliche? Purpurfeder vielleicht, oder Blattwind?“ „...nein.“, grummelte Wolkenschatten verlegen. „Die Sache ist die, Wintermond, ich... ich liebe... Dämmerschuppe.“ Überrascht hielt Wintermond für einen Moment an, der aber gepaart mit einem Strömungsabriss schon reichte, um ihn abstürzen zu lassen. Mit einem sehr lauten Platschen versank er im Meer. Erst die Kälte des Wassers brachte ihn wieder zu Bewusstsein. „Haha! Na dann, viel Glück!“, brüllte er, während er wieder zu dem schwarzen Drachen aufschloss. Dieser schmollte. „Das war nicht lustig.“ „Nee, für mich auch nicht. Aber meine Unterstützung hast du.“ „Danke, du bist echt der Beste...!“
„Glückwunsch, Dämmerschuppe und Wolkenschatten! Wie wollt ihr euer Junges nennen?“ „Schaumjunges!“, antworteten beide Eltern wie aus einem Maul, und Wintermond wurde von Stolz durchflutet. Diesen Namen hatte er für ihr hellblaues Junges mit dem goldenen Kamm vorgeschlagen. Wenn nur irgendwie möglich, wollte er die Kleine ausbilden, wenn sie soweit war. Na vorausgesetzt, Mohnblut ließ das zu – in letzter Zeit war er noch schlimmer geworden. Niemand wollte ihn verärgern, weil – oh. Genau das war offenbar gerade passiert. „Ah ja? Also Schaumjunges?“, knurrte der dunkelrote Drache wütend, „Ich dachte eher an Kräuseljunges, seid ihr da nicht meiner Meinung?“ „Äh, nein!“, antwortete Wolkenschatten mutig. Wintermond hielt den Atem an und erwartete schon, einen dicken Flammenstrahl aus Mohnbluts Maul rauschen zu sehen, doch stattdessen wandte sich der Anführer nach wenigen Momenten ab und meinte zufrieden: „Also Kräuseljunges. Den Vorschlag fand ich auch sehr gut.“ „Hallo, nein?!“, rief Dämmerschuppe ihm mit rotglühenden Augen hinterher, doch er drehte sich nicht um, als hätte er sie nicht gehört. „Keine Sorge, für uns bleibt sie Schaumjunges.“, versprach Wolkenschatten. „Genau!“, schloss sich Wintermond an, was Dämmerschuppes Augen wieder ein freudiges Violett entlockte. Doch das Problem mit Mohnblut musste trotzdem irgendwer beheben.
„Loderschuppe NEIN! Neiiin...“ Wintermond ließ kraftlos den Kopf auf die Beine sinken. Jetzt hatte er seinen väterlichen Freund verloren. Endgültig. Nicht wie in den letzten Wochen, in denen er ihn nicht erkannte. Es hatte Wintermond schon irgendwie gekränkt, aber für Alzheimer konnte ja keiner was. Doch nun würde er den alten Drachen nicht mal mehr sehen können. „Ach Wintermond...“ Freundschaftlich strich ihm Wolkenschatten über den Kopf. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, ertönte aus der Lagermitte ein Schrei: „MOHNBLUT!!! DU, DU... MÖRDERIN!!!“ Wintermond erkannte geistesgegenwärtig die Stimme der schwarzen Wolfsdrachin, die Mohnblut schon ewig hinterher flatterte. Nebenbei gab es Gerüchte, dass ihre Tochter, die genau so aussah wie sie, auch seine war, doch niemand hatte die bestätigen können. Und dem unappetitlich reißendem Geräusch nach zu urteilen, das direkt auf den Schrei folgte, konnte sie es jetzt jedenfalls nicht mehr bestätigen. Wie von einer Riesentarantel gestochen sprangen beide Drachen auf und stürzten ins Freie. Das Bild, das sich ihnen dort bot, würde sie bis tief in ihre dunkelsten Albträume verfolgen: auf einem Felsen nahe der Mitte des Lagers stand Dämmerschuppe, in ihren Krallen der Körper der Wolfsdrachin, hinter ihr der leblose Rest von Mohnblut. Vom Blut gar nicht erst zu reden, denn das war überall. So richtig überall. „Dämmerschuppe, was hast du getan?!“, kreischte Wolkenschatten und landete mit heftiger Schlagseite, so entsetzt war er. Die blaugraue Drachin sah ihn mit einem Lächeln an. „Jetzt heißt Schaumjunges für alle Schaumjunges. Wir müssen sie nie wieder Kräuseljunges nennen.“ In ihrem verklärten Blick konnte Wintermond alle Farben sehen, die sich je in ihren Augen gespiegelt hatten. Es war ein wildes Durcheinander, und er konnte nur ahnen, was wohl in ihrem Kopf vorging. „Aber dafür darfst du doch nicht töten!“, brüllte Wolkenschatten. Und dann zerriss sie ihn auch. Wintermond starrte fassungslos auf den ebenso zurückblickenden Kopf seines besten Freundes, der vor seine Beine gerollt war. Wolkenschatten. Mohnblut, die Wolfsdrachin. Loderschuppe. All die anderen Drachen, die verschwunden waren – das konnte doch nicht.... alles Dämmerschuppes Werk sein?! Ihr Lachen, hoch und spitz, erlangte seine Aufmerksamkeit. Die Farben in ihren Augen wirbelten wild, als sie verkündete: „Es ist so einfach! So leicht! Wenn dich irgendwer nervt, dann beseitige ihn einfach und wenn es dir zu viel wird, vergiss es einfach! Oder nicht, großer Bruder?“ Tiefe Betrübnis befiel Wintermond, als er langsam auf die blaugraue Drachin zu trottete. Er wusste instinktiv, was er zu tun hatte, und das wusste auch Dämmerschuppe. „Aha! Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht?!“, keifte sie und erhob ihre schlanke, aber mit scharfen Krallen bewehrte Pranke. Wintermond kniff voller Angst die Augen zu. „Nein Mama!!!“ Schaumjunges klammerte sich an das ausgestreckte Bein ihrer Mutter. „Das darfst du nicht, du darfst doch Onkel Wintermond nicht weh tun!“ Dämmerschuppe zögerte nur für einen winzigen Moment, doch der reichte dem weißen Drachen schon, um sie von dem Felsen zu stoßen. Das hellblaue Junge quiekte erschrocken und flatterte auf, wohingegen seine Mutter nur schrill lachte, bis sie ins Wasser stürzte. Taifunjäger tauschte einen Blick mit Wintermond und tauchte dann hinterher, nicht in der Absicht, ihr zu helfen, sondern nur, um sie ihm Auge zu behalten und wenn nötig, das Unvermeidliche zu tun. Schaumjunges ließ sich auf den Felsen fallen und klammerte sich nun Wintermond ans Bein. „Mama war böse zu dir, stimmts? Und zu Papa. Und zu allen.“, wimmerte sie und versuchte verzweifelt, ihre Tränen zu verstecken. „Ja Schaumjunges, das war sie. Aber keine Angst, es ist nicht deine Schuld.“, versuchte ihr Onkel unbeholfen, sie zu trösten. Und irgendwie funktionierte es sogar.
„Taifunjäger, ich möchte von jetzt an Dämmermond heißen.“, rief Wintermond dem neuen Anführer durch das halbe Lager zu. Die erschrockenen Laute der Drachen um ihn herum ignorierte er. „Okay.“, lachte der Seidenflossige zurück, „Schön, da habe ich ja gleich etwas zu tun.“
Später konnte sich Schaumkrone gar nicht mehr daran erinnern, dass ihre Mutter die Adoptivschwester ihres Mentors und ihr Vater sein bester Freund gewesen war. Vielmehr hielt sie ihn nun für ihren Vater.
„Flieg heim, Seelenjunges.“, murmelte der alte Drache den kleineren zu, der vor seinem Kopf hockte. „Finde ich denn allein den Weg?“, fragte dieser. „Aber ja.“, versicherte Dämmermond ihm, „Du hast den Geist eines wahren Drachen, und der findet immer heim. Und wenn du da bist, sag ihnen, der Geist einer unglaublichen Freundschaft hat dich gerettet.“ Komm, Dämmermond. Wir müssen gehen. „Warte noch einen Moment, du alter Isegrim.“, schmunzelte der grau-weiße. Komm schon, Kumpel, wir haben auch nicht ewig Zeit! „Dräng mich nicht so, ich komme ja gleich. Ich möchte nur noch etwas erledigen. Seelenjunges, ich bin begleite dich, mach dir keine Sorgen.“ Ich will ihn begleiten, nur ein Stück. Es dauert nicht lange, versprochen. Der junge Wolfsdrache schloss vorsichtig die Augen seines Clankameraden, dann wandte er sich ab und schwang sich in die Lüfte. Sag meinem Töchterchen schöne Grüße von mir, ich bin sehr stolz auf sie. Ach komm, Wolkenschatten, willst du ihn echt alleine fliegen lassen? Dämmermond, warte, wir kommen mit!
Caress the one, the Never-Fading Rain in your heart: The tears of snow-white sorrow. Caress the one, the hiding amaranth, In a land of the daybreak.
„Hiermit ernenne ich dich zu einem Schüler dieses Clans. Seelenjunges, von nun an ist dein Name-“ „Mondgeist.“ „Huh?“ „Ich will Mondgeist heißen. Für den Drachen und den Geist der unglaublichen Freundschaft, die mir das Leben gerettet haben, will ich Mondgeist heißen.“
Vorausgesetzt, es werden mehrere Geschichten, würde sich ihr Format wahrscheinlich unterscheiden also z.B. ist diese Geschichte ja mit einem Lied unterlegt (bei einer Fanfiction nennt man das Songfic, aber das ist ja eigentlich keine), dann würde mir eine Fabel vorschweben (über Purpurschwinge. Was hieltest du davon, so nebenbei?) und ein Gedicht könnte ich auch schreiben. Momentan interessiert mich aber mehr, was ihr dazu sagt? Zur Idee prinzipiell, und vielleicht dazu, dass ich eine Geschichte zu eurem Drachen schreibe? (Was nehme ich mir da nur wieder vor?!) |
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